Ich wurde am 25.11.1910 als erste und älteste Tochter von Robert und Mary Sanchez geboren. Die Geburt verlief ziemlich glatt und meine Eltern waren damals sehr glücklich. Das sie beide eine Vorliebe für etwas außergewöhnliche Namen hatten, nannten sie mich Tyana Sephina. Über meine Kindheit kann ich nun wirklich nicht klagen. Ich bin ziemlich behütet aufgewachsen, auch wenn ich mich schon in jungen Jahren als kleiner Wildfang erwies, was zu des Öfteren zu Streitereien mit meiner Mutter führte. Aber alles in allem war meine Kindheit schön.

Sieben Jahre nach meiner Geburt kam meine Schwester zur Welt, Olanda. Auch wenn meine Eltern dann weniger Zeit für mich hatten, so nahm ich es ihr nicht übel – ich konnte mich auch anders beschäftigen und wurde schon früh selbstständig. Auch wenn ich lieber auf meinem Pony durch die Wälder ritt, anstatt im Haushalt zu helfen – was meiner Mutter wiederum gar nicht gefiel, wenngleich mein Vater es tolerierte.

Im Alter von elf Jahren bekam ich den Brief, dass ich nach Hogwarts gehen dürfe. Auch wenn schon vorher klar gewesen war, dass ich keine Squib war, so freute ich mich doch sehr. Am ersten September 1922 bestieg ich also sehr aufgeregt den Hogwarts Express. Die Fahrt dauerte mir eigentlich viel zu lange und ich war froh, als ich endlich in Hogwarts ankam. Der Sprechende Hut teilte mich dem Haus Ravenclaw zu und ich fühlte mich dort sehr wohl, fand auch glücklicherweise recht schnell Freunde. Auch wenn ich mich eigentlich kontinuierlich nach meiner Familie sehnte, war ich fest entschlossen die Schule durchzuziehen.

Kurz vor meinem vierten Schuljahr, im Jahre 1925, wurde mein kleiner Bruder Sephreh geboren. Ich liebte ihn schon vom ersten Augenblick an sehr, konnte kaum die Finger von ihm lassen. Er war mein ein und alles. Nur allzu schnell musste ich wieder nach Hogwarts zurück, verbrachte in den Ferien allerdings viel Zeit mit ihm und meiner Schwester.

Genau drei Jahre nach der Geburt meines Bruders, in den Sommerferien vor meinem siebten Schuljahr, veränderte sich mein Leben komplett. Bei einem nächtlichen Ausritt – ja im Nachhinein betrachtet war ich mehr als nur leichtsinnig, doch es war nun einmal geschehen – wurde ich angegriffen. Von einem Vampir. Viel zu überrascht, um noch reagieren zu können, musste ich zulassen, dass er mich biss und leersaugte. Vor meinem Tod allerdings schlitzte er sich das Handgelenk auf und zwang mich dazu, von seinem Blut zu trinken. Ich starb zwar, wurde allerdings wieder zurück ins Leben geholt – als Vampirin.

Ich erwachte in einer Höhle und geriet zuerst vollkommen in Panik, als ich bemerkte, dass ich nicht atmen konnte. Doch das legte sich wieder und der Hunger kam, damit auch der Zeitpunkt, als ich registrierte, dass ich nun ein Vampir war. Ich begab mich an Dredges Seite zum ersten Mal auf die Jagd – und neugeborene Vampire können eine Menge Blut trinken. Ich fand mich recht schnell in meinem neuen Leben zurecht, auch wenn ich meine Familie und meine Freunde vermisste. Immer mehr entdeckte ich meine sadistische Seite, gab mich dem Raubtier in meinem Inneren vollkommen hin und wurde zu der Person, die heute teilweise bin.
Zehn Jahre nach meiner Verwandlung wurden Dredge und ich ein Paar. Außerdem ernannte er mich zu seiner rechten Hand an der Spitze des Elwing Blutclans. Ich liebte ihn wirklich und mein Leben war ziemlich perfekt.

Natürlich hat alles Gute einmal ein Ende. Vor fünf Jahren fiel meinem Meister ein Mädchen in die Hände. Ihr Name war Menolly Sanchez, auch wenn ich erst später erfuhr, dass sie meine Nichte war. Dredge folterte, vergewaltigte und verwandelte sie, um sie dann nach Hause zu schicken, damit sie ihre Familie ermordete. Natürlich war ich dabei anwesend. Da mir meine Familie schon immer sehr wichtig gewesen war begann ich Dredge dafür zu hassen. Doch ich blieb ich tat so, als sie nichts geschehen, denn ich konnte mich ja nicht gegen meinen Meister stellen. Dachte ich damals. Drei Jahre später erwischte ich ihn mit einer anderen Vampirin im Bett. Das brachte das Fass nun wirklich zum Überlaufen und ich stellte ihn zur Rede. Dabei kam heraus, dass ich die letzten 38 Jahre nur ein Spielzeug für ihn gewesen war. Ich bin damals ziemlich ausgerastet und habe ihm gesagt, er könne mich hintenrum – eine der schlechtesten Entscheidungen, die ich jemals getroffen habe. Zur Strafe hat er mir mit einem Silbermesser all die tollen Narben verpasst, die ich nun auf meinem Körper trage, mich vergewaltigt und dann mit Silberketten gefesselt so lange gefangen gehalten, bis ich vor Durst fast wahnsinnig geworden bin. Dann ließ er mich laufen, warum auch immer.

Ein komplettes halbes Jahr lief ich eigentlich nur auf Autopilot – sich irgendwo verkriechen aus Angst, dass er mich doch wieder suchen würde, jagen, wenn ich Durst bekam. Ich wechselte ständig meinen Aufenthaltsort, bis ich das alles gründlich satt hatte und nach London ging. Ich schaffte es, das Raubtier in mir wieder zu zähmen, so dass ich nicht jeden anfiel, der mir gerade auf der Straße begegnete. Außerdem wollte ich aus meinem Leben etwas machen – mich nicht von der Angst beherrschen lassen, die in mir wohnte, auch wenn mich die Erinnerungen heimsuchten. Da es irgendwie schon immer mein Traum gewesen war, eine eigene Bar zu besitzen beschloss ich, mich daran zu versuchen. Denn was hatte ich schon zu verlieren? Gar nichts. Der Kredit, den ich beantragte, wurde mir von Gringotts gewährt und drei Monate später eröffnete ich das Fangzabula in der Nokturngasse. Es lief gut und die Arbeit lenkte mich zumindest teilweise von dem damals Erlebten ab, auch wenn die Angst natürlich noch immer vorhanden ist. Außerdem habe ich mich auf die Suche nach meiner Familie gemacht.